Da verabschiede ich mich noch in die Osterfeiertage und werde gefragt, wohin ich denn führe. Es ist wohl normal, Ostern für eine Reise zu nutzen. Ich antwortete, dass ich lieber in mich gehen würde. Darauf hin schmetterte mein Gegenüber zurück: dass Sie sich dann nicht einmal verlaufen!
Es ist schon komisch, Ostern nicht mehr als Anlass zum Nachdenken nehmen zu dürfen, ohne sich der Lächerlichkeit preiszugeben. In meiner Jugend war Ostern entweder belegt mit Fußballturnieren oder der Überlegung, in einen Skiurlaub zu fahren.
Heute gibt es eine Minderheit, die sich wieder spirituellen Aktivitäten widmet. Gerade erhielt ich Bilder von einem Bekannten, der auf dem Jakobsweg unterwegs ist. Ich weiß nicht, was er sucht noch was er findet. Aber er kommt immer wieder beseelt zurück. Andere machen eine Woche Yoga oder Schweigekloster. Immer wieder gibt es Weggefährten, die Entspannung suchen und das mit ‚höherer‘ Wertigkeit verbrämen.
Ich möchte mich keinesfalls darüber lustig machen. Denn immerhin gibt es das Ausleben von Spiritualität noch, i.e. sich einfach hinzugeben und sich fürsorglich mit irgendeiner Macht vereint zu fühlen. Das entspricht dem wohligen Gefühl in den Armen der Mutter, geborgen zu sein, nicht alleine und in der Familie Sinn zu empfinden.
Die frohe Botschaft von Ostern ist heute nicht verstanden. Was soll das auch heißen? Der Hingerichtete war doch schon tot – und kann weiter Gutes tun? Oder man lebt eben doch weiter, auch wenn man tot geglaubt ist? Das Bildnis ist schwer zu entziffern. Nur dem im Sterben liegenden kann es eine direkte Beruhigung sein, da er sich an die Hoffnung klammern kann, dass er auferstehen wird.
Der Anlass ist gleichgültig: denn zum Menschen an sich gehört doch auch, über sein Leben nachzudenken. Und Jesus kommt da genau richtig: war er nicht ein Vorbild dafür, sich für andere einzusetzen? Auch Autoritäten zu widerstehen und Konsequenzen für seine Positionierung auf sich zu nehmen? Ist das nicht ein Typ voller Reife, der weiß, was er tut? Ist er nicht auch menschlich, wenn er dann doch an seinem Weg zweifelt? Und ist nicht klasse, sich für die Ärmeren einzusetzen?
Taugt Jesus nicht einfach als guter Mensch? Und gibt er uns Menschen, die wir ständig unzufrieden zu scheinen, ein Bild, auch Verzicht zu leisten und mit dem zu leben, das man hat?
Das Modell ist es; nicht die Auferstehung nach der Hinrichtung: das Bild muss weg; oder eben gedeutet werden. Gerade weil er getötet wird und stirbt, ist umso tröstlicher, dass sein Wirken einen Sinn ergeben hat. So erinnert man sich auch heute noch seiner.