Das wurde mir kürzlich gesagt. Und es stimmt: ich könnte ein Leben ohne materiellen Broterwerb und mit viel Hobbies ausfüllen. Ich könnte Luxus leben, wenn auch beschränkt auf meinem persönlichen Luxus. Der besteht nicht aus den typischen Luxusgütern. Es ist eben ‚mein‘ Luxus, der aus seltsamen Dingen besteht.
Eigentlich empfand ich das nicht als Beleidigung. Vielleicht war es aber so gemeint. Denn dahinter steht ja Verweigerung von Arbeit, die im deutschen Kulturraum als unbedingt ehrlich gilt.
Adelige hatten immer schon ein Problem. Denn sie wurden beneidet, waren aber gestresst, ihren sozialen Status zu verteidigen. Sie leisteten schließlich nicht, sondern konsumierten nur. Einerseits durften sie nicht arbeiten, andererseits mussten sie ein Vermögen haben.
In ihrer kleinen Nische müssten sie dann irgendwas mit sich anfangen. Es ging um nichts anderes, als die ‚Klasse‘ zu schützen, indem man sie stabilisiert. Als Adeliger hatte man bereits eine gesellschaftliche Rolle, konnte sie also nicht erst frei suchen und dann auch bestimmen.
Der Adel hatte scharfe Außengrenzen. Er konnte sich zahlenmäßig nicht erweitern, ohne sich selbst zu gefährden. Er musste Inzest und Wettbewerb miteinander versöhnen.
Immerhin konnte er seinem kulturellen Faible freien Lauf lassen. Das wäre doch etwas: nur Schwelgen in kulturellen Vorlieben, wenn auch mit angezogener Handbremse.