Welch‘ ein Siegeszug die Überzeugung von der Einhaltung der Menschenrechte durchlaufen hat!
Menschenwürde geht dagegen unter, ist doch dieses Konzept anstrengend. Denn es ist diffuser und je nach Interpretation noch beliebiger und somit weitreichender.
Menschenpflichten hingegen sind nicht en vogue. Wahrscheinlich ist es genau das, was man den sog. westlichen Mächten vorwarf und vorwirft. Sie sind verkommen eigensüchtig; jeder schaut nur auf sich; sie klagen auf eine freie Entwicklung der eigenen Persönlichkeit usw. Selbst überzeugten Liberalen wächst der radikale Liberalismus über den Kopf. Beispiel: sexuelle Identität. Dass zwischenzeitlich jeder die Änderung seines Geschlechts anstreben kann, ist befremdlich.
Menschenrechte sind tatsächlich eine große Errungenschaft. Problematisch wird es jedoch, dass damit ein Minimum, aber nie ein Maximum verbunden ist: denn inwieweit schadet mein rigoroses Streben nach eigenen Zielen vielleicht auch anderen? Ist es in Ordnung, andere zu belasten? Wann genau kann man von der Belastung eines anderen sprechen: wenn er verstimmt ist; wenn er Schaden erleidet?
Dieser Tage erwächst dem bis dahin ungebremsten Siegeszug der Menschenrechte mit dem Konzept der political correctness ein Korsett. Es ist die moralische Antipode zum radikalen Liberalismus. Es nimmt genau das aufs Korn, was an Schadenswirkung durch die ultimative Freiheit ausufern kann.
Doch erwirkt es auch eine Vielfalt an Regeln, die lächerlich sind; die aber vor allem keine Fehler erlauben. Es droht die Verdammung durch die soziale Mehrheit. Political correctness versucht einen Menschen zu schaffen, den es kaum geben kann: immer reflektiert; immer gut; immer nach den Regeln. Gut, dass es noch das Konzept der Menschenrechte gibt.