Vom elenden Dasein eines Füllwortes

‚Im Endeffekt‘ könnte es ‚eigentlich‘ auch ‚ganz‘ nett sein. ‚Sozusagen‘ wäre das ‚teilweise‘ so etwas‚ das ‚in irgendeiner Weise‘ wirkt – also ‚quasi’ und ‚ein Stück weit’!

Waren wir Deutsch Sprechenden schon immer solche Angsthasen? Haben wir immer alles relativiert? Konnten wir nie Indikativ?

Als legendär dürften die Interviews von Jogi Löw und Angela Merkel gelten – oder eben besser Modell bildend sein. Denn die Etwaigkeit und das Unbestimmte sind hier eindeutig. Nur die Richtung und die Stimmung werden offenbar. „Das tut schon auch wahnsinnig weh“ meinte Löw nach der verpatzten WM.

Das ist mainstream: wer sich festlegt, wird daran gemessen. Komisch ist, dass wir Deutschen an genau den Indikativ glauben: ein Mann, ein Wort; endlich sagt einmal einer etwas, was er denkt; gerade heraus ist genau richtig; der tut, was er denkt.

Und dennoch bleibt die Sprache des Alltags im Ungefähren. Und auch das hat Wirkung: denn die Unzuverlässigkeit wird zu einem neuen prägenden Element sozialen Handelns. Komme ich heute nicht, komme ich morgen. Wir sehen uns dann. Vermutlich hat das mit den neuen Optionen zu tun, die die Konsum- und Erlebnisgesellschaft bietet.

Das Füllwort ist ein seltsames Ding: denn es ist überflüssig. Wenn das Überflüssige so sehr herausragt, dass es Stimmungs-gebend ist, ändert sich sein Zweck. Am Ende ist alles nur noch Füllwort. Vergleichbar wäre dies mit dem austrocknenden See. Am Anfang sind die Inseln zu vernachlässigen; je mehr der See allerdings freigibt, ist nur noch Einöde.

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