Löw und Thon

Und wieder bin ich erzürnt über den Wandel der journalistischen Berichterstattung. Denn wie in einem schlechten Drehbuch wurde der ‚ehemalige Weltmeister‘ nach seiner ‚Haltung‘ über die Trennung von 3 Spielern gefragt. Und so wurde die persönliche Haltung eines fachlichen Experten erfragt.

Es ging dabei um ‚richtiges‘ menschliches Verhalten, das timing, die Art und Weise usw. Es sagt viel über den Interviewten, nicht aber über den Trainer Löw aus.

Daher muss man sich als Konsument, als Hörer oder Leser fragen, wieso man solchen Kommentierungen seine Aufmerksamkeit und Zeit schenkt. Ist das interessant? Sind das News? Ist das von öffentlichem Interesse? Ist es das, was die Briten human interest nennen?

Und hat das irgendetwas mit der fachlichen Entscheidung zu tun? Denn das legitimiert doch überhaupt die Einladung eines bekannten ehemaligen Profi-Fußballers. Blickt man auf den Sachverhalt des WM-Aus der deutschen Mannschaft, ist es folgerichtig, die Leistungsträger auszutauschen, die eben ihre Leistung nicht abrufen konnten.

Wochen lang überboten sich die Kommentierungen darin zu fordern, ein Schnitt zu machen. Das implizierte, die bekannten Schlüsselfiguren zu entfernen. Jetzt geschieht es – etwa 8 Monate später – und führt zu einer erneuten Welle der Empörung: wie kann es sein, dass die Helden der Vergangenheit gehen müssen?

Es geht den Medien offensichtlich kur darum, ein Thema zu haben, das Schlagzeilen und Aufmerksamkeit schafft. Es geht nicht um den Auftrag, nicht um öffentliches Interesse, nicht um relevante Information. Das Moralisieren taugt ausreichend dazu, Themen zu Headlines zu machen.

Und gleichzeitig halte ich das moralisieren ob des Fehlverhaltens eines anderen und auf dessen Kosten für un-moralisch: Wie nur kann man zu Lasten anderer profitieren wollen? Pfui!

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